Am Donnerstag habe ich mich sehr gefreut: völlig unverhofft lag das Autorenexemplar “Der Klimawandel. Sozialwissenschaftliche Perspektiven” (Martin Voss, VS Verlag, 2010) in der Post. Dort ist neben vielen wirklich guten Aufsätzen ein Text von mir abgedruckt, der sich den materialen und semiotischen Verwicklungen des Klimawandels am Beispiel des weißen Bären widmet.
Ich habe in diesem Beitrag versucht, eine Perspektive zu skizzieren, die sozusagen die „hard facts“ des Klimadiskurses in den Mittelpunkt des Interesses setzt. Diskurse über das Klima sind nicht nur Gerede, Diskurse sind Orte der Hervorbringung relevanter Gegenstände (Foucault 1981: 74), Orte ihrer Erzeugung und Bekräftigung, aber auch ihrer Veränderung. Die Natur, das Klima, Eiskappen und Meereströmungen sind – wie es Latour so schön ausdrückte – „matters of concern”, nicht „matters of fact” (2004). Es ist ein kurzer Text und deshalb wäre es vermessen zu behaupten, ich können auf diesen wenigen Seiten nachzeichnen, welche Netze, welche Assoziation gebildet werden, um all die Naturen zusammenzusetzen, mit denen wir es beim Klimawandel zutun haben. Ich habe mich statt dessen nach einem kurzen Aufriss der zugrundeliegenden Perspektive nur auf einen kleinen Bereich des Versammelns von Aktanten bezogen: nämlich darauf, wie Eisbären überhaupt zu Ikonen des Klimawandels werden konnten. Abschließend habe ich in Auseinandersetzung mit der These von Heidbrink, Leggewie und Welzer das Argument stark gemacht, dass sozial- und kulturwissenschaftliche Klimaforschung viel mehr kann, als sich mit den sozialen Folgen des Klimawandels zu beschäftigen. Sie kann vielmehr die Verfahren, die Techniken, die materialen Konstruktionen untersuchen, die den Klimawandel diskursiv wie nicht-diskursiv erst hervorgebracht haben.
Foucault, Michel (1981). Archäologie des Wissens. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Latour, Bruno (2004) „Why has Critique Run out of Steam? From Matters of Fact to Matters of Concern“ in: Critical Inquiry, 30, S. 225-248